Beinaheunfälle im Jahr 2009

(7 Zwischenfälle)

Hinweis: in der Statistik sind auch Unfälle enthalten die bisher nicht veröffentlicht wurden. Daher kann es vorkommen, dass die Gesamtzahl der betroffenen FA die Summe der in den Berichten erwähnten übersteigt.


- Feuer auf Balkon - Maske undicht - extremer Luftverlust

(bl) Osnabrück (NDS). Während der Brandbekämpfung fiel dem Angriffstruppmann ein unnormales Geräusch und eine kalte Stelle im Gesicht auf. Er stellte zudem einen erheblichen Luftverlust fest und entschloss sich zum Rückzug. Evtl. war die Atemschutzmaske unpassend oder nicht fest genug angezogen.

Quelle: Feuerwehr Osnabrück

- Gebäudebrand - Absturz in Montagegrube

(bl) Osnabrück (NDS). Bei Löscharbeiten in einem Lagerschuppen stürzte ein Kollege mit Atemschutzgerät in eine 1,5 m tiefe Montagegrube. Diese war durch starke Rauchentwicklung und Gerümpel nicht mehr erkennbar.

FA bricht in Grube ein FA steigt aus Grube wieder aus

Video vom Zwischenfall (Bildrechte: NWM GmbH)

Quelle: Feuerwehr Osnabrück; der Firma Nord-West-Media TV & Nachrichten GmbH danken wir für die Bereitstellung der Bilder und der Videosequenz

- frühzeitig erkannte Durchzündung

(ih) Waldenbuch (BW). Einsatzobjekt war ein ehemaliges landwirtschaftliches Anwesen aus dem Jahre 1720. Im Erdgeschoß, Aussenmauern Sandstein Mauerstärke ca. 40cm. Der Rest ausgeriegeltes Fachwerk, Holz und Bimsstein. Früher Nutzung als Stall und Schuppen. Zur Zeit des Brandausbruches Lagerraum für Baumaterial und Standort der Bauheizung, dieselbetrieben. Das Obergeschoß dient als Wohnebene. Holzdecke, Fachwerkaussenwände. Teilweise Bimssteinausgeriegelt oder Gips und Strohmatten. Dachstuhl wurde gerade neu aufgesetzt, harte Bedachung.

Alamierung 17.02 Uhr. Eintreffen der Fahrzeuge ELF 1, 17.04, LF 16/12, 17.08, TLF 16/25, 17.10. Fahrzeugbesatzung vollständig.

LF 16/12 Auftrag Brandbekämpfung an der Brandausbruchsstelle im Erdgeschoß linker Bereich Schuppen.

TLF 16/25 Auftrag Kontrolle, notfalls Brandbekämpfung im Obergeschoß.

Eine Rundumerkundung konnte auf Grund der Lage des Gebäudes nicht durchgeführt werden. Das Haus ist auf der Stadtmauer aufgesetzt und fällt im rückwärtigen Bereich sehr steil ab, Länge des Hangs ca. 25m. Zur Erkundung wurde später ein GF abgestellt, dieser brauchte für den Weg ca. 5 min.

Der GF des TLF 16/25 befahl dem Angriffstrupp über die Aussentreppe zum Innenangriff vorzugehen. Ausrüstung/PSA: Überhosen, Einsatzjacke V-Force von Lion, Hohlstrahlrohr AWG MG, Totmannwarner, Axt, Helmlampe, Rettungsleine, 2m-Band-Funkgerät. Notfallmesser am Gurt und Bandschlinge.

Ausbildung des Trupps: Angriffstruppführer - ausgebildeter Gruppenführer, 3stufige Ausbildung Atemschutz (Atemschutzlehrgang, gasbetriebener Container, RDA-Seminar, Atemschutztage in Waldenbuch), 5 Dienstjahre. Angriffstruppmann  ausgebildeter Truppführer, 2 stufige Ausbildung Atemschutz (Atemschutzlehrgang, gasbetriebener Container), 4 Dienstjahre.

Beim Betreten des Küchenraumes im erste OG, stellten sich nach ca. 4m Funkprobleme ein. Zur Behebung legte der Angriffstruppmann einem Handschuh auf seinen Stiefeln ab. Er konnte das Problem schnell beheben. Beim Greifen nach seinem Handschuh bemerkte er eine enorme Hitzeentwicklung am Holzboden. Fast zeitgleich zum Entschluß den Rückzug anzutreten, bekam der Angriffstrupp den Befehl vom Gruppenführer sofort das Gebäude zu verlassen. Ca. 2 Min später zündete das Brandobjekt voll durch. Siehe hierzu die Bildfolge auf der Homepage. Hier sind auf den ersten beiden Bildern die Rückseite des Gebäudes zusehen.

Quelle: Oliver Klein, Kommandant FF Waldenbuch

- Flaschenfüllung - Ventil abgerissen

(bl) Salzgitter (Niedersachsen). Während eines Füllvorganges einer Atemluft-Druckgasflasche, beim Nachdrücken auf 300 bar, ist ein Ventil direkt am Flaschenhals schlagartig abgerissen. Zu diesem Zeitpunkt haben sich drei Kollegen in der Atemschutzwerkstatt befunden. Verletzt wurde niemand. Durch die umherfliegende Flasche entstand Sachschaden am Prüfstand sowie an Teilen des Mobiliars und den Wänden. Die Flasche hat auf einem Transportwagen gelegen und war an die Befüllungsanlage angeschlossen und unter Druck gesetzt. Etwa 15 sec. nach Öffnen der Ventile ist bei der Flasche das Ventil abgerissen. Die Flasche wurde im Dezember 2007 TÜV-geprüft. Das Ventil wurde in diesem Zusammenhang in die Flasche durch die Prüffirma neu eingebaut. Nachforschungen haben ergeben, dass ein Kamerad im Einsatz mit der betroffenen Flasche im PA gestürzt war, jedoch keine Meldung gemacht hatte.

Konsequenzen: Flaschen werden in der Atemschutzwerkstatt ab sofort nur noch gesichert, stehend im Transportwagen befüllt, damit die Flaschen in einem Ereignis-Fall nicht umherfliegen können. Erneute Belehrung aller AGT, auch kleinere Unregelmäßigkeiten zu melden und die Geräte zu Kennzeichnen

Quelle: BOR Arne Sicks, Feuerwehr Salzgitter, An der Feuerwache 3, 38226 Salzgitter, Tel. 05341 / 837 - 2810

 

- PA-Flasche löste sich beim herabsteigen einer Leiter

(bl) Nach einem Übungsdurchgang durch einen gasbefeuerten Brandsimulationscontainer wollte der Trupp über eine Leiter vom Dach des Containers absteigen. Einer der AGT bemerkte nicht, dass sich die Halterung der Flasche seines Atemschutzgerätes lockerte und die Flasche nur noch über das Ventil mit dem Gerät verbunden war. Der Vorfall wurde von einerm Ausbilder bemerkt der den AGT warnte und die Flasche von Hand sicherte. Es handelte sich um ein Dräger PSS100.

- Flasche zugedreht - Luftnot

(bl) Itzehoe (Schleswig-Holstein). Bei einem Großbrand in einem mehrgeschossigen, kombinierten Wohn- und Geschäftshaus wurde u. a. ein Innenangriff in einem benachbarten Spitzboden durchgeführt. Der Truppmann riss ca. 5-7 Min. nach der letzten Druckabfrage (200 bar) seine Maske vom Gesicht. Um 03:23 Uhr verließ der Truppmann ohne aufgesetzte Maske durch den nur leicht verrauchten Dachboden seinen Truppführer, der kurz darauf folgte. Das Druckmanometer zeigte 0 bar an und besagtes Truppmitglied berichtete von einem plötzlichen „Anatmen“ der Maske, worauf er sofort den Rückzug antrat und die Maske vom Gesicht riss. Dabei wurde weder ein Mayday-Ruf abgesetzt, noch der Handgriff zum Ventil getätigt. Auch trennte sich der Trupp. Er konnte sich unverletzt in Sicherheit bringen. Spätere Prüfungen zeigten deutliche Abnutzungsspuren am Flaschenventil. Da das Flaschenventil zugedreht war, beim Aufdrehen in der Atemschutzwerkstatt ein Druck von ca. 120bar angezeigt wurde und eine nachträgliche Manipulation am Gerät verneint werden konnte, ist von einem unbeabsichtigten Zudrehen des Ventils auszugehen. Eine Rücksprache mit dem betroffenen Atemschutzgeräteträger ergab, dass er sich nicht sicher ist, die Flasche komplett aufgedreht zu haben. Vermutlich wurde des Ventil zur Druckkontrolle maximal eine Umdrehung aufgedreht und im Zuge der längeren Bereitstellung als Sicherheitstrupp vergessen vor Einsatzbeginn komplett zu Öffnen.

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Ein detaillierter und vorbildlicher Unfallbericht, inkl. der dokumentierten Atemschutzüberwachung, steht Ihnen zum Download bereit: Unfallbericht Itzehoe

Quelle: FF Heiligenstedtenerkamp, Sebastian Courvoisier

- Dachstuhlbrand - Strom - 0 verletzte FA

(ih) Ditzingen (BW). Bei einem Brandeinsatz kam es zu einer kritischen Situation für drei Feuerwehrangehörige in einem ausgebrannten Dachstuhl. Zu einer gefährlichen Situation kam es, als ohne Kenntnis der Einsatzkräfte die Stromversorgung des Gebäudes durch den Energieversorger wieder eingeschaltet wurde. Die drei im Dachstuhl arbeitetenden Feuerwehrmänner flüchteten unversehrt zu einer Giebelwand und mussten von dort über die Drehleiter in Sicherheit gebracht werden. Aufgrund der unzähligen Schadensstellen in der Region konnte der Energieversorger erst nach diesem Zwischenfall einen Mitarbeiter zur Brandstelle schicken und das Gebäude definitiv stromlos schalten.

Einsatzbericht

Quelle: Dr. Andreas Häcker, Abt.-Kommandant Freiw. Feuerwehr Ditzingen