2006 - Abblasende/blockierende Lungenautomaten - Beinaheunfall

(bl) Schweich (RLP)

Einsatzbericht

Am 23.02.2006 um 18:35 Uhr wurde die Feuerwehr Schweich und Issel zu einem Brand in einer Kfz-Werkstatt in Schweich alarmiert. Die Werkstatt liegt in einem Gebäudekomplex im hinteren Bereich. Der Innenhof hat eine Fläche von ca. 25 m x 12 m (betroffene Stelle). Die Werkstatt im hinteren linken Bereich war von dem Brand nicht betroffen. Im rechten Bereich an die Werkstatt anschließend stand ein leerstehendes Gebäude. Im Innenhof standen 4 Kfz, Müll-/Papiertonnen, Autoreifen und verschiedene Gegenstände. Wetterdaten: 2 °C, trocken. Bei der Erkundung der Lage, wurde durch den Zugführer ein Pkw sowie Papiertonnen, Reifen und verschiedene Gegenstände vor dem leerstehenden Gebäude, neben der Kellertreppe in Vollbrand festgestellt. Die Feuerwehr Schweich rückte mit LF 24, DLK 23-12, TLF 16/25, RW 2 zur 300 Meter entfernten Einsatzstelle aus. Weiter kam die Feuerwehr aus dem Stadtteil Issel mit TSF und SW 1000. Zur Brandbekämpfung wurde der Angriffstrupp mit Atemschutzgeräten und einem C-Rohr eingesetzt. Nach Ablöschen des Pkw sowie der restlichen brennenden Gegenstände bekam der Angriffstrupp den Auftrag zur weiteren Erkundung der Brandausbreitung in das leerstehende Gebäude vorzugehen. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Angriffstrupp einen Druck von 180 bar sowie 150 bar. Nach durchgeführter Kontrolle erhielt der Trupp im Anschluss den Auftrag den Keller ebenfalls auf eventuelle Brandnester abzusuchen. Nach Abschluss des Auftrages meldeten wir uns bei der Atemschutzüberwachung und stellten fest, dass der Druck an einem Gerät 170 bar und bei dem Kollegen unverändert bei 150 bar stand. Während der Druckdurchgabe und der Rückmeldung bei der vergingen 10 Minuten. Kurze Zeit später ertönte bei meinem Kollegen (150 bar) die Warneinrichtung. Weiter wurde ein zweiter Trupp (gleicher Gerätetyp) zur Kontrolle der Brandausbreitung über das Dachfenster in eine Zwischendecke (einzige Zugangsmöglichkeit) eingesetzt.

Am Einsatzziel angelangt (Zwischendecke) blies bei beiden Atemschutzgeräten der Lungenautomat ab (kontinuierliches Abblasen). Der Angriffstrupp begab sich unverzüglich auf den Rückweg. Noch in der Zwischendecke bekam der Atemschutzgeräteträger überhaupt keine Luft mehr. Nach Kontrolle der Flasche (die ganz offen war) riss er sich die Atemschutzmaske vom Gesicht. Zum Glück war in der Zwischendecke keine Rauchentwicklung und konnte sich unverletzt in Sicherheit bringen.

Nachbereitung

Im Feuerwehrgerätehaus wurde der Öffnungszustand der Flaschenventile festgestellt. Alle Flaschenventile waren ganz geöffnet. Bei der Einsatzkurzprüfung arbeiteten Manometer sowie Warneinrichtung ohne Probleme. Der Flaschendruck bei den Geräten wo die Manometer bei 170 bar und 150 bar stehen blieben, zeigte einen Druck von 50 bar und 80 bar. Bei den anderen Geräten konnte kein Mangel festgestellt werden. Die Reinigung und Desinfektion der Lungenautomaten wird seit ca. 4 Jahren unter Druck durchgeführt. Das Rückfetten der Lungenautomaten wird nach Gebrauch ebenfalls durchgeführt. Die betroffenen Geräte wurden umgehend ohne Manipulation gesperrt. Am folgenden Tag wurde Kontakt mit dem Hersteller aufgenommen. Am gleichen Tag wurden die Geräte zum Hersteller gesendet.

Eine Luftmessung am Kompressor ergab (ebenfalls ein Tag nach dem Vorfall):

Wasserdampfnicht nachweisbar
Ölnicht nachweisbar
COnicht nachweisbar
CO2400 ppm

Vorläufiges Ergebnis der Untersuchung

Maßnahmen seitens der Feuerwehr

Nachdem schriftlich vorlag, was an den Geräten defekt bzw. ausgetauscht wurde, hielt man erneut Rücksprache mit dem Hersteller, um eine genaue Ursache der Schäden zu erfragen. Da in einem Einsatz vier Atemschutzgeräte ausfielen, stellten wir uns die Frage nach der Zuverlässigkeit der Geräte der Baureihe. Nach mehreren Rücksprachen mit dem Hersteller wurde Angeboten alle 42 Geräte zu überprüfen. Weiter wurde als zusätzliche Sicherheit an allen Geräten ein Y-Stück mit einem Zweitanschluss angebaut. Die Kosten für den Zweitanschluss wurden zu 50% durch den Hersteller übernommen. Bis Abschluss der Überprüfungen wurden die Geräte eingezogen und gesperrt. Alle 42 Atemschutzgeräte wurden am 24/25.04.2006 durch den Hersteller auf Funktion, einschließlich einer Veratmung (teilweise Langzeitveratmung ca. 15 Minuten) überprüft. Es wurden folgende Mängel festgestellt:

Gesamtbilanz bei 42 Geräten

Ein detaillierter Abschlussbericht des Herstellers steht noch aus.

Quelle: Stephan Krempchen, Leiter Atemschutz, Feuerwehr VG Schweich